(Kommentare: 0)

Wo sind Gustav Grün und Vicki Violett?

Es war der 23. September 2019, ein verregneter Montagmorgen, als sich fünf Kinder der ambinius Kita und fünf Senioren der ambinius Seniorentagesstätte in der Kinderakademie Fulda einfanden. Sie wussten genau, weswegen sie hier waren: Die Mischfarben Gustav Grün und Vicki Violett waren verschwunden. Also hatten die Grundfarben Bruno Blau, Gitti Gelb und Robert Rot sich an das Detektivbüro ambinius gewandt, die versiertesten Farbexperten in ganz Fulda, um sich hier, in der Kunstaustellung „Bilde, Künstler!“ der Kinderakademie, auf die Suche nach den Vermissten zu machen.

So oder so ähnlich lässt sich das Szenario zusammenfassen, das dem pädagogischen Projekt Detektivbüro ambinius: Den Farben auf der Spur zugrunde liegt. „Bei dem Projekt geht es darum, dass sich die Kita-Kinder mit den Grundfarben und den Mischfarben auseinandersetzen“, erklärt Lioba Wingenfeld, die das Projekt im Rahmen ihrer Ausbildung zur Museumspädagogin initiiert hat. „Das Besondere ist die Zusammensetzung der Gruppe. Kinder aus der Kita und Senioren arbeiten in diesem Projekt zusammen.“

Denn das ist das Konzept von ambinius: Jung und Alt sollen zusammengebracht werden und gegenseitig voneinander profitieren. Gestartet im Jahr 2014 als Projekt der St. Antonius-Stiftung, bei der sich Wingenfeld im Vorstand engagiert, ist das ambinius-Konzept inzwischen die Grundlage des ambinius Hauses, in dem sowohl die ambinius Kita als auch die ambinius Seniorentagesstätte beheimatet sind.

Und auch im Detektivbüro ambinius arbeiten die Generationen Hand in Hand. Dazu wurden Tandems gebildet. Da gibt es Frau Fuchs im Gespann mit der kleinen Johanna und Frau Polster mit Linea. Frau Brähler und Joel bilden ein eingespieltes Team, ebenso wie Herr Auth und Sophie und Frau Claasen und Yussef.

Ausbildung zu Farbdetektiven

Ein bunter Trupp also, der sich da in der Kinderakademie auf die Suche nach den Mischfarben machen will. Wobei die gemeinsame Arbeit schon vorher begann. Spulen wir also eine Woche zurück. Der Ort: Das ambinius Haus. Es ist der zweite von zwei Terminen, an denen die Teilnehmer von Detektivbüro ambinius zu Farbdetektiven ausgebildet werden. Beim ersten Treffen ging es um die Grundfarben, heute sind die Mischfarben an der Reihe.

Die Teams stehen rund um Tische verteilt, auf denen sich bunte Malfarben häufen. Während die Kinder konzentriert versuchen, ein sattes Gelb und ein tiefes Rot in strahlendes Orange zu verwandeln, um damit dann Papierbögen und Pappteller zu verzieren, geben ihre Tandem-Partner hilfreiche Tipps. Ganz selbstverständlich entstehen Lernsituationen, die über die Planung von Lioba Wingenfeld hinausgehen. „Macht man Weiß in die Farbe, wird sie heller“, erklärt Frau Fuchs der versammelten Kinderschar. Schließlich haben es alle geschafft. „Das ist ziemlich orangelig geworden“, befindet Joel zufrieden. Auch Wingenfeld freut sich. „Das sind schon Kunstwerke für sich. In manchem modernen Museum hängt so was.“ Am Ende bekommen Kinder und Senioren einen Detektivausweis: Alle haben die Ausbildung bestanden.

Auf Erkundungstour in der Kinderakademie

Und deswegen befinden sie sich jetzt in der Kinderakademie. Hier dürfen sie erst einmal in die Welt der modernen Kunst eintauchen. Die Künstlerin Ulrike Kuborn, deren Werke selbst Teil der Ausstellung sind, führt die Farbdetektive herum und erklärt allerlei über die Werkzeuge von Bildhauern, über Maltechniken und Motive. Viele Bilder laden zum Rätseln ein. Ineinander verwobene Schals sieht da Frau Claasen in einem Geflecht aus Farben und Linien. Für Yussef sieht es viel eher nach einem Tunnel aus, während Frau Fuchs einen Durchgang ins Wunderland erkennt und Joel einen Schraubenzieher.

Detektive bei der Arbeit

Dann geht es an die Detektivarbeit. Da müssen aus den Bildern an der Wand bestimmte Ausschnitte gefunden und nachgemalt werden, Tiere wollen aus Modelliermasse geformt werden und man muss sich wieder erinnern, welche Grundfarben den eigentlich welche Mischfarben ergeben.

Auch hier ist wieder klar, dass sich Jung und Alt wunderbar ergänzen, zum Beispiel bei der Aufgabe, Höhe und Breite von Bilderrahmen auszumessen. Die Kinder wetzen – gut zu Fuß, wie sie sind – zu den Rahmen, legen die Maßbänder an und markieren das Ende der Rahmen mit den Fingern. Dann schnell zurück zu den Senioren, die derweil am Tisch gewartet haben und nun die Werte ablesen. Schon ist die Aufgabe dank der Fähigkeiten beider Generationen gelöst.

So wird gewerkelt und gebastelt, bis Lioba Wingenfeld schließlich erleichtert verkündet: „Ihr habt es geschafft. Gustav Grün und Vicki Violett sind wieder frei.“ Spontaner Jubel bricht bei Jung und Alt aus. Strahlende Gesichter allenthalben. Aber so ganz lösen können sich die Farbdetektive von ihrer Arbeit noch nicht: Eine Weile sitzen sie noch zusammen, schauen sich die Kunstwerke an, freuen sich über das, was sie selbst geschaffen haben. Und vielleicht fragen sie sich ja auch, welcher Fall als nächstes auf sie wartet.

Zurück