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Inklusion gelingt nur gemeinsam
Am Freitag, 23. Oktober 2020, informierten wir im Rahmen einer Presseveranstaltung im antonius Café über bevorstehende strukturelle Veränderungen innerhalb des Netzwerks. Durch diese Veränderungen passen wir unsere Aufsichts- und Führungsstruktur an die entwickelte Netzwerkstruktur an und stärkt den Bereich Stiftungswesen. Im Zuge dessen wird Rainer Sippel in seiner neuen Funktion als hauptamtlicher Stiftungsratsvorsitzender der Bürgerstiftung antonius – gemeinsam Mensch, ehemals St. Lioba-Stiftung, die ganzheitliche Stiftungsarbeit weiter stärken.
Dr. Alois Rhiel, Vorsitzender des Stiftungsrates, begrüßte die Gäste vor Ort und vor den Bildschirmen und hieß mit Steffen Strauss (Geschäftsführer engelbert strauss) und Armin von Buttlar (Vorstand Aktion Mensch) zwei starke Netzwerkpartner willkommen. Rhiel blickte auf die Anfänge der Stiftung vor 115 Jahren zurück. „Als die Fuldaer Bürgerin Maria Rang unsere Trägerstiftung gründete, waren ihre Ansichten zum Umgang mit Menschen mit Behinderungen für die damalige Zeit visionär. Frau Rang war der Überzeugung, dass jeder Mensch Stärken und Talente hat, die es zu fördern gilt, und gründete nach dem Heim auch eine Schule für die Bewohner. Eine Bildungseinrichtung für Menschen mit Behinderungen zu schaffen, war für diese Zeit innovativ.“ Im Laufe der Jahre folgten weitere wegweisende Projekte, die Menschen mit Behinderungen die Teilhabe an der Gesellschaft ermöglichen.
Bedrohungen von innen und außen
Immer wieder, so erklärte Rhiel weiter, habe die Stiftung aber auch um ihre Existenz fürchten müssen. „Historische Ereignisse wie die Weltwirtschaftskrise aber vor allem das menschenunwürdige Verhalten der Nationalsozialisten bedrohten unsere Stiftung. In dieser Zeit haben die Verantwortlichen des damaligen Antoniusheims und die Fuldaer Bürgerschaft außergewöhnliches Engagement bewiesen.“ Doch auch Bedrohungen von innen hätten die Stiftung gefährdet. Unverantwortliches Handeln insbesondere der damaligen Geschäftsführung habe vor 25 Jahren zu einer Vertrauenskrise und einer existenziellen Gefährdung geführt. In dieser kritischen Phase beauftragte der damalige Notvorstand, unter dem Vorsitz von Dr. Christoph Kind, Rainer Sippel als Geschäftsführer von antonius. Sippel knüpfte an den Stiftungsauftrag an und stellte die Vision der Gründerin wieder in den Fokus von antonius. Unter der neuen Leitung initiierte antonius zahlreiche Pilotprojekte. So etablierte sich ein alle Lebensbereiche umfassendes Netzwerk, in das sich viele Menschen Fuldas einbringen.
Daraus entstand 1998 die Chance, diese ideelle und materielle Hilfsbereitschaft zu verstetigen und zu institutionalisieren. Die damals gegründete Förderstiftung hat seither viele Projekte finanziell unterstützt und ermöglicht. An dieser Stelle richtete Rhiel seinen Dank an Gerhard Möller, Vorsitzender der St. Antonius-Stiftung, und alle weiteren Mitglieder der Förderstiftung.
Um antonius zukunftssicher aufzustellen, wurde die Verfassung der Trägerstiftung in den letzten Monaten weiterentwickelt. „Bei diesen Überlegungen haben wir der St. Lioba-Stiftung einen neuen Namen gegeben. Sie heißt nun Bürgerstiftung antonius - gemeinsam Mensch, um die Einheit des Netzwerks zu unterstreichen“, sagte Rhiel. Das Wort gemeinsam beschreibe, wie antonius Inklusion lebe. „Alle blicken gemeinsam in dieselbe Richtung, verfolgen dasselbe Ziel im Sinne des einzelnen Menschen: Unseren Stiftungsauftrag.“
Gemeinsam mit Unternehmen
Vielfältige Partner sind es, die gemeinsam mit antonius an diesem Stiftungsauftrag arbeiten. Rund einhundert Unternehmer engagieren sich beispielsweise aktuell im Unternehmernetzwerk Perspektiva, wo sie jungen Menschen Arbeitsplätze zur Verfügung stellen und soziales Engagement übernehmen. Eine besondere Partnerschaft besteht zwischen antonius und dem Familienunternehmen engelbert strauss, aus der im Laufe der Jahre eine Freundschaft entstanden ist. „Bei der Partnerschaft mit antonius geht es um mehr als finanzielle Förderung“, erklärte Steffen Strauss, Geschäftsführer von engelbert strauss. „Wir profitieren von dem Austausch zwischen Wirtschaft und Sozialem. Dadurch haben wir viele Impulse bekommen, die uns in unserem täglichen Miteinander voranbringen.“
Vom Campus in die Nachbarschaft
Ein langjähriger Partner ist auch die Aktion Mensch, die antonius durch Förderungen finanziell unterstützt und gleichzeitig in der Qualität der Arbeit bestärkt. „Inklusion funktioniere nicht außerhalb, sondern nur dort, wo wir leben und arbeiten“, sagte Armin von Buttlar, Vorstand Aktion Mensch. „Daher hat sich antonius in den letzten Jahren in den Sozialraum – in die Nachbarschaft und die Gemeinschaft – hinein entwickelt. Vom Hauptgelände von antonius in den Sozialraum und nicht umgekehrt, das ist der Weg der Zukunft.“. Doch am Ziel sei man noch lange nicht. „Auch die kommenden 25 Jahre werden herausfordern und von Veränderungen geprägt sein. Ich bin mir sicher, dass antonius diesen Wandel weiterhin aktiv gestalten wird.“
Neue Aufsichts- und Führungsstruktur
Im Anschluss blickte Rainer Sippel in die Zukunft. „Durch vielfältige Angebote wie die Arbeitsschule Startbahn, das Kinder-und-Senioren-Projekt ambinius, das innerstädtische antonius LadenCafé oder Inklusionsnetzwerke in den Gemeinden ist das Netzwerk von antonius komplexer geworden. Jetzt war es an der Zeit, die Führungsstruktur dem entstandenen Netzwerk anzupassen und die Stiftungsarbeit zu stärken.“ Durch die neue Struktur werde sich auch sein Arbeitsschwerpunkt verlagern. „Nach 25 Jahren möchte ich mich aus dem operativen Geschäft zurücknehmen und Raum für jüngere Menschen mit neuen Ideen schaffen.“ Als hauptamtlicher Stiftungsratsvorsitzender wird Rainer Sippel gemeinsam mit Michaela Lengsfeld, als Prokuristin, die ganzheitliche Verantwortung aus der Bürgerstifung heraus wahrnehmen. Die St. Antonius gGmbH wird in drei kleinere, thematisch gebündelte gGmbHs unterteilt, die als Schwesterngesellschaften nebeneinander bestehen werden. Hinzu kommt als vierte Schwester die Perspektiva gGmbH. Jede gGmbH wird von jeweils zwei, aus dem bisherigen Führungsteam kommenden Geschäftsführern geleitet werden, die zusammen die neue Geschäftsführung von antonius bilden.
Von bürgerlichem Engagement getragen
„Als Bürgerstiftung leben wir von dem Engagement der Bürger“, so Sippel. „Über 30 ehrenamtliche Mandatsträger engagieren sich aktuell in unseren Gremien. Diese Brücke in die Bürgerschaft wollen wir weiter ausbauen und uns fachlich breiter aufstellen.“ Aus diesem Grund werde jeder gGmbH ein Aufsichtsrat zur Beratung, Begleitung und Kontrolle zur Seite gestellt, der sich aus internen und externen Mitgliedern zusammensetze.
Zum Abschluss rief Sippel die Gäste dazu auf, symbolisch ein Holzherz mit ihrem Namen zu versehen und in einen Bilderrahmen in Form der antonius-Logofigur Antonius zu werfen. „Der Stiftungsauftrag ist das Herz unserer Arbeit. Nur gemeinsam können wir unserer Vision von einer Gesellschaft, an der jeder mit seinen Stärken und Talenten teilhaben kann, ein Stück näher kommen. Jeder Einzelne ist wichtig.“