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„Ich habe immer ein gutes Miteinander erlebt“
Eine Stiftung ist kein Unternehmen. Sie hat bei der Geldanlage andere, besonders anspruchsvolle Gebote zu beachten: Kapitalerhalt, eine ausgeprägte Langfristigkeit oder unbedingt stabile Vermögensverhältnisse zählen dazu. Dr. Claus Jürgen Etzel hat diese Klaviatur bei der „Bürgerstiftung antonius : gemeinsam Mensch“ fast zwei Jahrzehnte mit Bravour beherrscht. Ende des Monats übergibt der 64-Jährige seine Mandate an Sebastian Emmert (33) aus Fulda.
Dass antonius unabhängig bleibt und auf der Basis von finanzieller Solidität seinen eigenen Weg beschreiten kann: Das war Dr. Claus Jürgen Etzel wichtig, und für dieses Ziel hat sich der Steuerberater und Diplom-Kaufmann aus Fulda stets erfolgreich eingesetzt. Im Kern ging es bei seinem Auftrag darum, Kräfte und Mittel aus der Bürgerschaft zu bündeln und verantwortungsvoll zu verwalten. Ende 2003 ist Etzel als Mitglied aufgenommen worden. Zuletzt gehörte er dem Stiftungsrat als stellvertretender Vorsitzender an. Außerdem bereicherte Etzel viele Jahre die Diskussionen und Entscheidungen in den Aufsichtsräten von zwei antonius-Tochtergesellschaften mit seiner Expertise und Lebenserfahrung.
„Ich bin nicht so der Redner“, sagt Dr. Claus Jürgen Etzel und schmunzelt spitzbübisch, aber dann sprudelt es doch aus ihm heraus: Wie wohl er sich bei antonius all die Jahre gefühlt hat, ja, wie glücklich es ihn seit jeher gemacht hat, hier mitwirken zu können und wie er immer mit einem guten Gefühl das markante Backsteingebäude An St. Kathrin 4 vor den Toren der Stadt betreten hat. Die Offenheit und Herzlichkeit, die Etzel ausstrahlt, die kehren zu ihm zurück: „Ich bin hier immer wertschätzend behandelt worden. Das gefällt mir. Und deshalb ist es mir auch nicht schwergefallen, schnell vom ‚Wir‘ zu sprechen, wenn ich antonius meinte.“ Bei antonius jedenfalls habe er „immer ein gutes Miteinander“ erlebt. Das ist laut Etzel auch ein Verdienst der Franziskaner und der indischen Schwestern, die sinnstiftend für die Gemeinschaft wirken.
Sein Weg hierher war geradezu vorgezeichnet, denn sein Großonkel Gustav Etzel prägte und entwickelte das damalige Antoniusheim von 1940 bis 1980 als Direktor maßgeblich. Und dieser Großonkel hat Dr. Claus Jürgen Etzel auch den Wunsch eingepflanzt, dass antonius unabhängig von überbordendem Einfluss anderer Institutionen bleiben müsse. „Das gehe ich eins zu eins mit“, sagt Etzel. Auch deshalb war es ihm wichtig dabei mitzuhelfen, mit seiner Erfahrung als Steuerberater und Finanzfachmann das Stiftungsvermögen zu bewahren und im besten Fall zu mehren. Das ist ihm trotz Finanzkrise, drohendem Grexit, Brexit oder der Nullzins-Politik der EZB gelungen. „Wir haben insgesamt tolle Ergebnisse erzielt und immer verantwortungsvoll gehandelt“, bilanziert Etzel nicht ohne Stolz.
Den Wunsch nach Unabhängigkeit hat Etzel gleichwohl nie mit Abschottung verwechselt. Ganz im Gegenteil. „Begegnungen, wie wir sie bei antonius pflegen, und Inklusion funktionieren nur, wenn wir unsere Türen weit aufmachen“, sagt Etzel. Und deshalb ist er den Weg der Öffnung immer mitgegangen – auch wenn er dabei nie in der ersten Reihe stehen wollte. „Ich musste nie der Erste sein, der den Pokal hochhält“, sagt er. Ihm war es am liebsten, wenn er die Geschicke von antonius quasi im Hintergrund mitgestalten konnte. Seine Motivation, sich in den Dienst des Nächsten zu stellen, rührt indes aus einem Verantwortungsgefühl: „Ich habe das große Glück, auf der Sonnenseite des Lebens zu stehen. Und daraus erwächst eine Verpflichtung zur Mithilfe, ganz einfach, weil es mir möglich ist“, sagt Etzel.
Auch wenn er natürlich weiter der antonius-Familie angehört und gerne an Festen und anderen Veranstaltungen teilnehmen wird, so sieht er doch den Moment gekommen, an dem er der Gemeinschaft drei Dinge mit auf den Weg geben möchte: Erstens ist da der Stiftungsauftrag. Die Starken helfen den Schwachen, oder, wie Etzel es formuliert: Jeder hilft dem anderen da, wo er kann. Dieses Prinzip müsse sich antonius bewahren. Das ist für ihn das Wichtigste. Ein Weggefährte bei antonius gab ihm überdies die Erkenntnis mit auf den Weg: Fremdes Geld ist schnell ausgegeben. Deshalb sollte es bei antonius weiter gute Tradition bleiben, mit den zugedachten Mitteln verantwortungsvoll und sparsam umzugehen, sagt Etzel. Der dritte Ratschlag lautet: Stets vorsichtig, aber dann auch wieder mutig agieren. Das bedeutet: Jeder große Schritt muss gut vorbereitet und abgewogen sein, aber wenn die Entscheidung einmal steht, dann muss man auch mutig vorangehen, findet Etzel. So haben er und seine Mitstreitenden in den Gremien es stets gehalten, und so würde er es sich auch für die Zukunft des Hauses wünschen.
Nachfolger von Dr. Claus Jürgen Etzel im Stiftungsrat und den zwei Aufsichtsräten wird der 33-jährige Sebastian Emmert aus Fulda. Den verheirateten Vater einer Tochter verbindet ebenfalls eine Beziehung zu antonius, denn seine Mutter arbeitet in der Schreinerei des Hauses. Und wie sein Vorgänger bringt Emmert bereits jetzt große Kompetenz in der Vermögensverwaltung mit. Emmert hat bei der VR-Bank Fulda Bankkaufmann gelernt und ist dem Institut bis heute treu. Nach seinem Bachelor oft Arts fungierte er als Gewerbekundenberater und Abteilungsleiter Firmen- und Gewerbekunden. Seit Oktober 2022 ist er Bereichsleiter Risiko- und Prozessmanagement. Außerdem arbeitet er ehrenamtlich als Kreissprecher für die Wirtschaftsjunioren Fulda.
Dr. Claus Jürgen Etzel (links) wünscht seinem Nachfolger in den Gremien von antonius, Sebastian Emmert (rechts), dass er das selbe gute Miteinander bei antonius erleben darf wie er selbst.
Foto: Maximilian Fischer/antonius