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Große Freude über das Wiedersehen
von Alexander Gies
Fulda. „Sie haben sich so gefreut, mich wiederzusehen.“ Das ist der Satz, der am häufigsten fällt, wenn Schwester Denise über ihre Reise „nach Hause“, nach Indien berichtet. Knapp fünfeinhalb Monate besuchte sie Familie, Mitschwestern, Freunde, das Mutterhaus in Kerala und reiste weit durchs Land. „Mit schwerstem Herzen“ flog sie Anfang Juli zurück nach Deutschland, aber der Empfang in Fulda war so schön, sagt Schwester Denise, dass der Abschiedsschmerz „schnell vergessen“ war.
Auf der Terrasse am Café hatte sich eine große antonius-Schar versammelt, um sie zu empfangen. Viele Hände musste sie schütteln, viele Menschen umarmen. Der antonius-Chor hatte einen musikalischen Gruß hinterlassen und auf ein bekanntes Kirchenlied gedichtet: „Gut, dass wir Dich wieder haben.“ So empfanden auch die Menschen in Indien, die Schwester Denise Ende Januar sehnlichst erwartet hatten. Dazu zählen ihre fünf Geschwister, zehn Nichten und Neffen sowie ungezählte Freunde und Nachbarn. Die ersten zehn Tage verbrachte Schwester Denise, die seit 19 Jahren in Deutschland lebt und alle zwei Jahre in die Heimat fliegt, bei ihrer Familie. Ihr ältester Bruder lebt drei Stunden Autofahrt entfernt von Patturam in Kerala, wo sich das Mutterhaus des Ordens der „Dienerinnen der Armen“ befindet. 15 Schwestern leben dort, weltweit sind es 675. Die ganze Familie, Nachbarn, Freunde, Weggefährten kamen zusammen, um Schwestern Denise zu treffen. Es gab Familien, die sie einluden, um gegenseitig zu berichten, was seit dem letzten Treffen so alles passiert ist.
In Kerala traf sie die folgenden zwei Wochen nicht nur mit der Generaloberin zusammen, sondern suchte dort die sozialen Einrichtungen des Ordens auf: Die Krankenstation für die Schwesternschaft, das Alten- und das Kinderheim sowie die Einrichtung für Menschen mit Behinderung. Eine Nacht und einen Tag dauerte für Schwester Denise die Zugfahrt in das nordindische Provinzhaus Vimala, wo mehr als 60 Aids-kranke Kinder sowie Frauen und Männer versorgt werden, insgesamt mehr als 100 Menschen. Die Arbeit, die der Orden hier in der Stadt Bangalore leistet, ist besonders wertvoll, denn um diese Menschen würde sich in Indien sonst niemand kümmern, sagt Schwestern Denise. So aber würden die Infizierten so gut versorgt, dass niemand mehr an dem Virus sterben müsse. Die Arbeit hier wird direkt ermöglicht durch die Tätigkeit der 27 Schwestern des Ordens, die in Deutschland arbeiten. Sie treten einen Großteil ihres Lohns an den Orden ab, der mit dem Geld dieses Heim finanziert. Weiteres Geld kommt über Spenden zusammen.
Insgesamt zwei Monate verbrachte Schwester Denise in einem kleinen Konvent mit nur drei Schwestern, der ihre erste Ausbildungsstation gewesen war. Auch hier war die Freude der vielen alten Bekannten groß, sich wiederzusehen. In den acht Wochen widmete sich Schwester Denise der Gemeindearbeit, bereitete mit dem sehr engagierten Pfarrer Gottesdienste vor und wirkte in der ambulanten Pflege mit. „Das war richtig schön“, sagt Schwester Denise aus vollem Herzen. Die Gemeindemitglieder seien sehr aktiv, die Kirche sei voll, es herrsche „so viel Leben“. Bevor sie noch einmal mit ihrer Familie zusammentraf, erlebte Schwester Denise im Mutterhaus Exerzitien mit – als Teilnehmerin, aber auch als Vorbereiterin. Ein Jahr vor dem 100. Geburtstag der Ordensgründerin beschäftigten sich die Schwestern mit den Wurzeln und dem Auftrag ihres Ordens. Gestärkt mit diesen Impulsen trat sie ihre Reise nach Fulda an, wo sie auf das Herzlichste empfangen wurde.